Au Bonheur des morts. Récits de ceux qui restent von Vinciane Despret ist kein weiteres Buch über den Tod, auch nicht über Trauer oder Trauerarbeit. Despret beschreibt den Erfindungsreichtum in den Beziehungen zwischen Lebenden und Toten, anhand konkreter Fallbeispiele. Vielfältige ethnographische, erzählerische, literarische, soziologische und philosophische Materialien sind in den Text eingeflossen. Zu Beginn ihrer Recherchen stellte sie fest, dass ihre Idee bei den Menschen ein spezifisches Wissen aufrief, das sich entweder durch Erzählungen (oft persönliche Geschichten und Erfahrungen) oder in Ratschlägen (Sie sollten diesen Film sehen, dieses Buch lesen usw.) ausdrückte. Sie verpflichtete sich alle Geschichten aufzuschreiben und jedem Ratschlag zu folgen.
Eine weitere Beobachtung bestärkte sie in ihrer Entscheidung, auf diese ganz besondere Weise zu arbeiten: Es schien eine Lücke zu geben zwischen den konkreten Geschichten, die die noch Lebenden über ihre konkreten Beziehungen zu ihren konkreten Toten erzählen würden, und dem historischen, soziologischen und psychologischen Diskurs über den Tod und die Toten, eine Lücke, die Despret untersuchen wollte.
Historiker, die den Austausch zwischen Lebenden und Toten auf die lebhafte irrationale menschliche Imagination der Vergangenheit reduzieren, Soziologen, die behaupten, dass der Tod und die Toten aus unseren heutigen Gesellschaften verschwunden sind, oder Psychologen, die den Kontakt mit den Verstorbenen nur als Teil der Trauerarbeit betrachten, die irgendwann auch abgeschlossen werden sollte – sie alle haben einen Diskurs hervorgebracht, der, wie Despret es ausdrückt, eine „ungesunde Umgebung/ein ungesundes Milieu” für die Toten darstellt. Anstatt Milieus so zu kultivieren und zu verfeinern, dass sie zerbrechlichen Wesen ermöglichen „Schritt zu halten”, zeigen diese Disziplinen eine alarmierende Tendenz sie zu vernichten – mit ihren theoretischen Erklärungen und ihrer Besessenheit von klaren Unterscheidungen zwischen Fakt und Imagination, Wissen und Glauben, Toten und Lebenden. Maurice Bloch folgend, dass selbst der moderne Mensch nie aufgehört hat, trotz der Etablierung eines Diskurses der Entzauberung, „Brüche in den Gegensatz zwischen Sein und Nichtsein” zu reißen, untersucht und erzählt Despret unzählige Fälle solcher Brüche. Das bedeutet zwar nicht unbedingt, dass die Beziehungen zu den Toten ungetrübt sind, aber es bedeutet – wie sie es ausdrückt – dass sie gepflegt werden.