Die Ewigkeit ist streng genommen eine außerzeitliche Kategorie. Wir, die wir im Diesseits des Ewigen wohnen und arbeiten, vertaktet und verortet in einer chronologischen Zeitlichkeit, mussten rätseln: Wie nähert man sich der Ewigkeit am 24. April 2015 in Braunschweig an? In der dortigen Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) sitzen die staatlichen Hüter der maßgebenden Zeit, dort steht die taktgebende Atomuhr. In Braunschweig wird Zeit produziert: der Taktschlag, die amtliche Atomuhr-Zeit, auf die wir alle vertrauen. Und zugleich ist auch eine nukleare Zeit von Relevanz, weil hier im Jahr 2022 Schacht Konrad, das Endlager für schwach- und mittelradioaktive Stoffe, in Betrieb genommen werden soll.
Die Ewigkeit ist keine feste Größe. Die Jahrhunderte häufen unterschiedliche Vorstellungen und konkurrierende Modelle von Ewigkeit an: Sie könnte hinter oder jenseits der Zeit liegen, sie könnte die unendliche Zeit sein oder ein Zustand ohne Anfang und Ende, eine ewige Wiederkehr des Gleichen und Gewesenen oder das Aufgehobensein jeglicher Zeit in einer totalen Gegenwart. Es ist ein altes und schönes Rätsel und zum Glück besteht bei der Beantwortung keinerlei Eile, denn wer braucht heute eigentlich noch die Verheißung einer Ewigkeit? Die Religionen halten sie weiterhin als existenzielle Lösung im Angebot, aber gerade für den, der ohne religiöse Ewigkeitsversprechen auskommt und kein Bedürfnis nach Transzendenzerfahrung hat, bleibt die Ewigkeit ein interessantes Phänomen und Rätsel: Als jener Zustand, in den man mit dem Tod eintreten wird. Und als ein Denkmodell, das dazu provoziert, sich eine entzeitlichte Zeit, jenseits von jeder Chronologie vorzustellen. Die Ewigkeit schafft Raum für Spekulationen und Imaginationen abseits der verordneten Zeitregime, in denen sich Effizienzsteigerung und die Angst vor der Sterblichkeit verzahnen.