Es beginnt mit dem Bild eines überladenen Bootes auf dem Mittelmeer. Die Passagiere stehen für die gesamte Überfahrt reglos, die einzelnen Körper bilden zusammen ein Stück solide Fracht, zu viel Bewegung würde das Boot zum Kentern bringen. Das Bild steht am Anfang einer Geschichte der Stillgestellten: Sie erzählt von den auf Sklavenschiffen zur Fracht gemachten Menschen, von der in Containern stillgestellten Zeit für die Waren auf langer Fahrt, von in Stickstofftanks kryokonservierten Menschenpuppen, die auf ihre künstliche Wiederauferstehung warten. Und sie erzählt von der Abwesenheit der Toten unter den Lebenden. Man spricht heute viel über den Tod und noch viel mehr über das Sterben, aber die Toten und Ahnen gehen nicht um. Sie brauchen ein spezielles Milieu, um anwesend abwesend sein zu können, wie es so ihre Art ist. Im Wartesaal der verlorenen Schritte fanden sie es. Hier liefen die Bilder und Geschichten der Vergangenheit und Zukunft zusammen, die Former Them (die Lebenden) trafen auf die Future Us (die Toten) und andere Stillgestellte. Es herrschte reger Funkverkehr. Im Wartesaal der verlorenen Schritte konnte man die Kommunikation in einer frei begehbaren und strikt getakteten performativen Installation auf fünf Radiokanälen verfolgen. Was, wenn das Boot gekentert wäre? Auf welches Territorium sinken Ertrunkene auf offener See? Wir prognostizieren einen kommenden Konflikt: Die gegenwärtige Verteilung des Meeresbodens unter den Nationalstaaten durch die Festlandsockelkommission, die größte Landvergabe, die jemals stattgefunden hat, kollidiert mit einem anderen, älteren Einflussbereich. In der Tiefe des Meeres treffen die fossilen Interessen der Nationalstaaten auf die legendären Territorien der Water Babies, jene Nachfahren schwarzer Frauen, die über Bord der Sklavenschiffe geworfen wurden und lernten, unter Wasser zu atmen.
>>> Weitere Videos in der Mediathek