Die Mobile Akademie Berlin 2004 ist die Nachfolgerin der internationalen Theater-Akademie Ruhr, die 1999 in Bochum stattfand und nun mit neuem inhaltlichen Schwerpunkt nach Berlin übersetzt wird. Das Modell dieser Akademie verbindet ein interdisziplinäres Kursprogramm mit Feldforschung, Theorie und Aktionismus. In der Mobilen Akademie: Berlin 2004 werden nicht nur aktuelle Techniken und Methoden der Kunstproduktion vermittelt, sondern auch Strategien zur Vermeidung von Kunst und Künstlertum erprobt: Lernen bedeutet immer eine Konfrontation mit den eigenen Vorurteilen.
Wir definierten Fakelore für die Mobile Akademie als ein urbanes synthetisches Konstrukt aus erfundenen Traditionen, gefälscht und gebastelt, oft von nur kurzer Dauer und notwendig zur Generierung städtischer Identität: Eine urbane Folklore im gesellschaftlichen Hiat von alltagskultureller Normalität und nationalistischem Pathos, zwischen ethnischer Identität und der Ideologisierung sowie Mystifizierung des Fremden.
Die Mobile Akademie Berlin 2004 besuchten 130 Teilnehmer aus 46 Ländern. Wir sahen 26 Präsentationen, wanderten auf 30 Stadttouren und hörten 22 neu komponierte Liebeslieder in dieser Zeit. Wir hatten jeden Abend ein anderes nationales Gericht in unserer Kantine und verständigten uns alle in broken english, während wir uns die Frage stellten: in welcher Sprache (und wie klang die?) verständigten sich eigentlich die Kollegen bevor der Turm zu Babel einstürzte und uns für immer sprachlich trennte?