Die Geschichte der Menschen ist eine lange Erzählung der Eroberung, Aneignung und Aufteilung von Land, mit dem Ergebnis, dass es zum heutigen Zeitpunkt nur zwei kleine Gebiete auf der Welt gibt, die rechtlich von keinem Staat beansprucht werden. Die übrigen etwa 150 Millionen Quadratkilometer Erde werden entweder besessen oder besessen umkämpft.
Gleichzeitig ist Bewegung im Land. Eine Milliarde Menschen weltweit gelten derzeit als Migrant*innen. Transnationale Bewegungen wie Arbeits- und Pflegemigration, Flucht, Pendel- und Bildungsmigration kennzeichnen unsere Gegenwart und die einsehbare Zukunft und fordern alle Register unserer politischen und gesellschaftlichen Systeme heraus. Wem gehört das Land? Den Staatsangehörigen? Regierungen? Dem Kapital? Kann das Land eigentlich jemandem gehören und was passiert, wenn es niemandem gehört?
Der Oldenburger Schwarzmarkt für Nützliches Wissen und Nicht-Wissen eröffnet ein temporäres Niemandsland und Raum für eine vierstündige Erkundung des „Dazwischen“: zwischen der Gültigkeit bestehender gesellschaftlicher Ordnungen/politischer Grenzen und dem wachsenden neuzeitlichen Bewusstsein, dass der Mensch in einem grundlegenden Sinne imstande und befugt sein sollte, auf sein eigenes Schicksal Einfluss zu nehmen und seinen Lebensort dementsprechend zu bestimmen. Zwischen dem florierenden, zollfreien Marktplatz auf See und in der Luft und dem rechtlichen und moralischen Dickicht in dem derzeit Rettungsschiffe ankern, Menschenleben ge- und verhandelt werden. Zwischen den Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung eröffnet und der Frage wem eigentlich multinationale Konzerne wie Google gehören oder das unerforschteste aller Niemandsländer, der Weltraum. Zwischen dem Lebens- und Arbeitsalltag im Todesstreifen an der ehemaligen innerdeutschen Grenze und dem Niemandsland als Motiv in Märchen, Mythen, Science-Fiction und Computerspielen.
Expert*innen aus Wissenschaft und Alltag teilen in ca. 90 Gesprächen ihr spezifisches Wissen über das Niemandsland und Migrationen – aus historischer, (geo)politischer, religiöser, soziologischer, wirtschaftlicher, rechtlicher, literarischer, spiritueller, zwischenmenschlicher, philosophischer, pädagogischer, künstlerischer und alltäglicher Perspektive.