Thema
Im Roten Wien wurde zwischen 1919 und 1934 nicht nur Politik gemacht; die Stadt selbst war die Politik, die Architektur ihr politisches Mittel und Manifest. Es entstand eine städtische Wissensarchitektur, in der (fast) alle lernen konnten oder mussten. Das Wissen der städtischen Gemeinschaft sollte aus dem Handwerk, der Technik, der Arbeit, und der Gesellschaft selbst kommen und den Theorien der Wissenschaft und den Handlungen der Politik Wirklichkeit und Gemeinsinn injizieren. Was wäre, wenn Wien für einen Abend wieder zu einer halluzinierenden, solidarischen Volksbildungsanstalt für alle würde?
Zum 100. Geburtstag des Roten Wien inszeniert die Mobile Akademie Berlin eine überzeitliche Stadtlandschaft mit Erzählungen von 120 Expert*innen. Die sozialen Utopien und baulichen Manifeste des Roten Wien der 1920er Jahre treffen auf die urbane Gegenwart sowie auf Zukunftserfindungen für eine neue Stadt. Für die Vergangenheit sprechen Historiker*innen und Zeitzeug*innen; den kritischen Blick auf die Gegenwart liefern heutige Bewohner*innen der Wiener Gemeindebauten und Berufspraktiker*innen; die Stadt der Zukunft wird animiert von Science-Fiction-Autor*innen, Aktivist*innen, Technolog*innen und anderen urbanen Pionier*innen. Geschichte, Gegenwart und Zukunft Wiens – nacherzählt und neu erfunden in 252 Dialogen.