Die Erzählungen im Mercado clandestino begründen eine kolumbianische Hydrologie der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Wir sammeln die Erfahrungen und das situierte Wissen der Einheimischen von Barú bis zum Amazonas, an der Karibik- und Pazifikküste und in Bogotá. Wir erzählen die Geschichten von Menschen, Pflanzen und Tieren aus verschiedenen Regionen, Generationen und Disziplinen in einem vielstimmigen Konzert. Die Flüsse und Gewässer Kolumbiens sind Friedhöfe unzähliger Opfer, strategische Kampfzonen und verseuchte Gebiete. Sie sind aber auch Orte unseres kollektiven Gedächtnisses, sie schaffen Leben, bieten Nahrung und fördern Widerstand. Wir sprechen über politische und juristische Aspekte des Wassers, über Flüsse als Rechtssubjekte und über die Grenzen von Paramos, Naturparks und Sümpfen. Wir berichten über die Konflikte zwischen amphibischen Kulturen und Infrastruktur-, Rohstoff- und Wasserkraftprojekten. Und wir diskutieren zeitgenössische und zukünftige Szenarien ohne Wasser.
„Dieses künstlerische Projekt ist auch eine Einladung, die Bedeutung des Dialogs, der Begegnung mit vielfältigen Stimmen und Perspektiven zu schätzen, in einer Gesellschaft in der eine tiefgreifende und transformative Übung des einander Zuhörens dringend notwendig geworden ist. Der Mercado clandestino ist ein Modell, eine soziale Hypothese: ein fiktiver Raum, in dem Menschen einander begegnen, als hätten alle ein brennendes gemeinsames Interesse an den komplexesten und widersprüchlichsten Erfahrungen der anderen und in dem sie einander zuhören bis wir alle zu einer Gemeinschaft der Zuhörenden werden“.
Marta Ruiz, Kommissärin der kolumbianischen Wahrheitkommission / Comisión para el Esclarecimiento de la Verdad, la Convivencia y la No Repetición.
Encyclopedia Bogotá (en)
El Mercado clandestino de conocimiento y no-conocimiento útil