Als nach der Jahrtausendwende die ersten Captcha-Tests auftauchten, wurde deutlich, dass Künstliche Intelligenz (KI) endgültig zu einem Problem geworden war. Um Zugang zu bestimmten Internetseiten zu erlangen, muss man seither unter Beweis stellen, dass man ein Mensch und kein Computerprogramm ist, indem man zum Beispiel grafisch verzerrte Zeichenfolgen oder Zebrastreifen identifiziert. Captchaa steht für: „completely automated public Turing test to tell computers and humans apart“ (dt.: vollautomatisierter öffentlicher Turing-Test zur Unterscheidung von Menschen und Computern). Je öfter wir diesen Test absolvieren, desto besser werden die Computer darin uns zu simulieren, denn jedes Ergebnis wird den lernenden Maschinen als Trainingseinheit zurückgespielt. Zugleich werden wir mit jedem Test aber auch den Maschinen ähnlicher, da wir uns auf ihr Denken einstellen. Die Abkürzung Captcha klingt wie das englische Wort für einfangen: „to capture“. Doch wer fängt hier wen ein?
Die beständige Ausweitung der Interaktionssphäre zwischen Mensch und zunehmend eigendynamisch agierenden, digitalen Technologien ist unübersehbar geworden. Von jener Ausbreitung und der Auseinandersetzung damit handelt der Dresdner Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen. Maschinen imitieren unser individuelles und kollektives Verhalten. Doch verstehen wir, welches Wissen dabei entsteht und erkennen wir uns im Spiegel dieses Wissens wieder? Ob die kontinuierlich fortschreitenden, technischen Entwicklungen tatsächlich jemals als Künstliche Intelligenz im vollumfänglichen Sinne bezeichnet werden können bleibt Gegenstand vieler Debatten. Hierüber lässt sich Einiges auf diesem Schwarzmarkt erfahren. Darüber hinaus beflügelt „KI“ die kollektive Imagination und dient als Chiffre für die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem heutigen Stand der digitalen Kultur.
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