Die Spekulation ist eine visuelle Operation, die angebliche Sachzwänge aushebelt und Alternativen in den Blick treten lässt; eine Denkbewegung, die einen Wirklichkeitsausschnitt festhält und extrapoliert, die lieber Fragen stellt als Antworten gibt, die Konfliktherde ausleuchtet anstatt das Feuer zu löschen. Die Spekulation ist gleichzeitig eine gleichermaßen alltägliche wie schwer entwirrbare ökonomische Praxis, die Gewinn aus dem Ungewissen schlägt. Im ökonomischen Kalkül zirkulieren in hoher Geschwindigkeit Spekulationen um abstrakte Werte.
Plump sind die Spekulationen des Abends im Sinne Bertolt Brechts und Walter Benjamins. Als plumpes Denkenbezeichnen sie die Herstellung von (Sprach)Bildern, deren Anschaulichkeit nicht darauf abzielt, Abstraktionen zu illustrieren oder Modelle zur Weltgestaltung herzustellen, sondern umzingelt von Widersprüchen – und in pädagogischer Absicht – Position zu beziehen. Es geht also um ein Denken, das seine Freiheit nicht in der Abwendung von der Wirklichkeit gewinnt, sondern in einem Anschmiegen an ihre Unwägbarkeiten. Durch die Verpflichtung auf eine Antizipation seiner möglichen Effekte wird so ein Denken aber auch gewunden, stolpernd – plump eben.