Schuld ist ein Konstrukt, das individuell und gesellschaftlich funktioniert. Sie ist ein ansteckendes Gerücht und ein Effekt. Der Wiener Schwarzmarkt präsentierte juridische, theologische, philosophische, psychoanalytische Schulddiskurse und – konstruktionen, erzählt von Richter und Anwältin, Priester, Krimiautorin, Spediteur und Provenienzforscherin: Dialogische Gespräche u.a. zur absonderlichen Auffassung, dass wir von Anbeginn unsere eigene Sterblichkeit verschuldet haben; und auch ein Exekutor zur aktuellen Schuldnerberatung konnte aufgesucht werden.
Ein Schwarzmarkt wird in jeder Stadt neu entworfen, mit einem anderen Thema und lokalen Expert*innen, die das Thema mit ihrer speziellen Expertise verschlagworten. Aus 100 Wissenspartikeln entsteht eine halluzinierende Enzyklopädie, die jeweils Skript, Handlungsanweisung und Fahrplan des Abends ist. Der Wissenstransfer als kommunikativer und performativer Akt wird so zu einer kollektiv gewisperten Wissenserzählung.
Das Thema war in Wien im Futur II gefasst und bot so die Möglichkeit einer Erinnerung an das Jetzt bei gleichzeitiger Reflexion auf eine vergangene Zukunft. Zurück aus der Zukunft, blickten wir auf die Gegenwart und erinnerten uns in arabischer, deutscher, englischer, französischer, italienischer, niederländischer, norwegischer, spanischer Sprache und Farsi an die zukünftigen Schulden.